Ja, wieso eigentlich?
Über die katastrophalen Arbeitsbedingungen asiatischer Textilarbeiterinnen wurde immer wieder in den Medien berichtet: Der Einsturz des Rana Plaza Gebäudes in Bangladesch, bei dem 1.138 Menschen ums Leben kamen, oder die Hilferufe, die sich in Kleidungsstücken der Billigmodekette Primark fanden, rückten die Verantwortung des Textilhandels ins Rampenlicht und mobilisierten Gewerkschaften, Politik und Verbraucher.
Wieso aber kaufen wir noch Billigklamotten, wenn wir doch wissen, dass sie unter katastrophalen Bedingungen hergestellt werden? Wieso eigentlich ändern wir unser Konsumverhalten nicht? Ja – wieso eigentlich?
terre des hommes setzt sich für die Textilarbeiterinnen ein. Bitte unterstütze uns dabei.
Moderne Sklaverei
Das Wort »Sumangali« bedeutet übersetzt »Glückliche Braut«: Der hohe Brautpreis, der bei einer Heirat an die Familie des Mannes gezahlt werden muss, zwingt viele Eltern dazu, ihre Töchter zum Geldverdienen in die Fabriken zu schicken.
Menschenhändler nutzen die prekäre Situation armer Familien aus: Sie ziehen über die Dörfer und suchen gezielt nach diesen Mädchen – um ihnen eine gute Arbeit mit Verpflegung und Unterkunft zu versprechen. Häufig werden die Eltern der Mädchen so lange überzeugt, bis sie in den menschenverachtenden Sumangali-Vertrag einwilligen.
Für die Mädchen beginnt damit eine jahrelange Tortur. In den Fabriken sind sie praktisch rechtlos. Sie müssen täglich 12 bis 16 Stunden arbeiten, auch 24-Stunden-Schichten sind üblich. An den alten Maschinen verletzen sie sich häufig. Immer wieder werden sie von den Aufsehern beschimpft, geschlagen und sexuell belästigt.
Die Arbeiterinnen leben eingesperrt auf dem Fabrikgelände. In finsteren Baracken schlafen sie dicht gedrängt auf dem blanken Fußboden. Selbst um den versprochenen Lohn, der weit unter dem indischen Mindestlohn liegt, werden die meisten noch betrogen. Die Mädchen haben kaum Kontakt zu ihren Eltern. Täglich versuchen einige, aus den Fabriken zu entkommen. Manche der Mädchen sehen Selbstmord als einzigen Ausweg.
Die Mädchen, die der Sklavenarbeit in den Fabriken ausgesetzt sind, brauchen Schutz. terre des hommes setzt sich für diese Mädchen ein! Bitte unterstütze uns dabei. Mit Deiner Spende.
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Das Essen, das wir Arbeiterinnen bekamen, war schlecht, manchmal sogar schon faul und verdorben. In den Hallen gab es keine Ventilatoren, es war viel zu heiß und stickig. Von den Aufsehern wurden wir beschimpft und geschlagen. Wir lebten als Gefangene und durften nie widersprechen.
Reshma, 18 Jahre
Wie entsteht Zwangsarbeit?
Fast alle Kinder in Zwangsarbeit und Sklaverei kommen aus armen Familien. Das Bildungsniveau ist niedrig, auch weil die Kinder arbeiten gehen, statt die Schulbank zu drücken. Das geschieht nicht freiwillig: Die zusätzlichen Einnahmen der Kinder sichern das Überleben der Familie. In Indien erschweren außerdem das Kastensystem sowie die Diskriminierung von Mädchen den Zugang zu Bildung und Einkommen.
Kinder in Zwangsarbeit
Auf 5,5 Millionen schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO die Zahl der Kinder, die weltweit als Arbeitssklaven, Zwangsprostituierte oder in privaten Haushalten missbraucht und ausgebeutet werden. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich unvorstellbares Leid, Tag für Tag.
Mädchen, die in Textilfabriken vor Erschöpfung zusammengebrochen sind oder die als Hausmädchen von ihren »Herren« missbraucht, geschwängert und auf die Straße geworfen wurden. So verschieden die Geschichten sind, Kinder in Sklaverei sind der Willkür anderer ausgeliefert.
Diese Kinder brauchen unseren Schutz
Jedes Jahr befreit terre des hommes Zehntausende Kinder weltweit aus der Zwangsarbeit. Unsere Projektpartner beraten Kinder, bringen sie in die Schule, sorgen für ihre Ausbildung und setzen ihren Anspruch auf staatliche Hilfen durch.
Zahlen und Fakten zu Sumangali und Zwangsarbeit
Im Jahr 2012 mussten mehr als 20,9 Millionen Menschen als Zwangsarbeiter schuften.
5,5 Millionen davon sind Kinder, die als Arbeitssklaven, Zwangsprostituierte oder in privaten Haushalten ausgebeutet werden.
Die meisten Opfer moderner Sklaverei (56 Prozent) finden sich im asiatisch-pazifischen Raum:
In Indien (ca. 14. Mio.),
China (ca. 3 Mio.)
und Pakistan (ca. 2 Mio).
In Indien arbeiten etwa 5.000 Kinder unter 14 Jahren in Textilbetrieben.
Von 2008 bis 2012 wurden in Indien mehr als 450.000 Fälle von Kinderhandel mit dem Ziel der Ausbeutung aufgedeckt.
Durchschnittlich 400 Euro wird den Sumangali-Mädchen als »Bonus« für jahrelange Arbeit versprochen.
Jedes Jahr werden mit Zwangsarbeit rund 150 Milliarden US-Dollar Gewinne erzielt.
Seit 1995 unterstützt terre des hommes in Tirupur Nichtregierungs-
organisationen, die sich gegen ausbeuterische Kinderarbeit einsetzen.
Seit 1961 ist das Sumangali-Schema in Indien illegal.
Enge Zusammenarbeit vor Ort
Seit vielen Jahren arbeitet terre des hommes eng mit dem »Tirupur People's Forum« (TPF) zusammen. Es ist ein Netzwerk aus Organisationen, das 2006 im südindischen Tirupur als Antwort auf die gravierenden Missstände in der dortigen Textilindustrie entstanden ist.
Das TPF bringt die Rechtsverletzungen und extremen Missstände an die Öffentlichkeit und organisiert Kampagnen gegen die Ausbeutung der Mädchen. TPF will die Arbeitsplätze, die die Textilindustrie bietet, erhalten. Allerdings sollen die Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, erheblich besser werden. Eine Notrufstelle, die bei Problemen mit Arbeitgebern berät und Hilfe organisiert, wurde bereits von Hunderten Mädchen genutzt.
Durch Lobbyaktivitäten werden Entscheidungsträger in Politik und Justiz regelmäßig mit der Situation der Sumangali-Mädchen in der Textilindustrie konfrontiert. TPF fordert, dass Arbeitsgesetze und Kinderrechte respektiert werden. Das hat u.a. dazu geführt, dass die Arbeitsämter nun Razzien in den Fabriken vornehmen. Zahlreiche Rechtsverletzungen wurden vom TPF auch vor den Obersten Gerichtshof von Madras gebracht: Indien muss nun die fundamentalen Arbeitsrechte akzeptieren und durchsetzen.
Die Mädchen, die der Sklavenarbeit in den Fabriken ausgesetzt sind, brauchen Schutz. terre des hommes setzt sich für diese Mädchen ein! Bitte unterstütze uns dabei. Mit Deiner Spende.
60 Euro kostet der Schulbesuch einer ehemaligen Textilarbeiterin für ein Jahr.
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terre des hommes hilft
terre des hommes leistet konkrete Hilfe für die Opfer und kämpft gemeinsam mit lokalen Initiativen gegen diese moderne Form der Sklaverei:
- terre des hommes hat bisher mehr als 10.000 Mädchen aus dem Sumangali-System befreit, beraten und auf ihrem Weg in eine gesicherte Zukunft begleitet: Sie gehen wieder zur Schule oder konnten eine Berufsausbildung beginnen.
- Mädchen, die aus Fabriken fliehen konnten, finden Schutz und psychologische Betreuung in unseren Hilfsprojekten.
- Wir sorgen dafür, dass der Sumangali-Vertrag für ungültig erklärt wird, damit die Arbeiterinnen schnell aus der Fabrik herauskommen und verlangen die Auszahlung des Lohns.
- terre des hommes unterstützt Familien, die als »Unberührbare« gelten und sehr arm sind, damit auch sie ihre Kinder zur Schule schicken können.
- Unsere Partner vor Ort klären in Dörfern und Städten über das Sumangali-System auf, informieren Arbeiterinnen über ihre Rechte und helfen, vor Gericht Entschädigung für die Zeit als Sklavin einzuklagen.
Hilf terre des hommes dabei, noch mehr Mädchen aus der Sklaverei zu befreien - mit Deiner Spende!
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Was genau geschieht
Viele Familien mit Töchtern, die für die Sumangali-Arbeit in Frage kommen, leben auf dem Land und sind sehr arm. Ihre Verzweiflung wird von Menschenhändlern ausgenutzt. Daher gehen die terre des hommes-Mitarbeiter in den armen Dorfregionen von Hütte zu Hütte und sprechen mit den Eltern. So wurden in einem Jahr über 10.000 gefährdete Mädchen gefunden. Unsere Mitarbeiter erklären den Familien, dass Sumangali-Verträge und Brautgeld illegal sind. Auch auf den Dorfversammlungen wird dieses Wissen weitergegeben. Zudem warnen viele ehemalige Arbeiterinnen Freunde und Nachbarn vor der Unterzeichnung eines Sumangali-Vertrages.
Hilfe für die Sumangali-Arbeiterinnen
Bei Verdachtsfällen besuchen unsere Mitarbeiter den Besitzer einer Spinnerei direkt zu Hause und stellen ihn zur Rede. Häufiger kommen die Arbeiterinnen aber direkt zu unserer Anlaufstelle, weil sie von unserer Hilfe gehört haben.
Immer wieder kommt es vor, dass Mädchen in Tirupur allein auf der Straße stehen. Sie konnten aus der Fabrik fliehen, wissen jetzt aber nicht, wem sie sich anvertrauen können oder wohin sie gehen sollen. Hilfe kommt in diesen Fällen von Taxi- und Busfahrern, die von unseren Projektpartnern geschult wurden. Die verzweifelten Mädchen werden von den Fahrern zu den Eltern oder in eine Hilfseinrichtung gebracht.
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60 Euro kostet der Schulbesuch einer ehemaligen Textilarbeiterin für ein Jahr.
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Ich habe in der Fabrik gearbeitet und wurde dort krank. Meine Eltern sahen, wie schlecht es mir ging und holten mich nach Hause. Heute warne ich andere Mädchen davor, den Versprechungen der »Broker« zu glauben: Die lügen maßlos, nur um die Provision für die Vermittlung zu kassieren.
Angela
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60 Euro kostet der Schulbesuch einer ehemaligen Textilarbeiterin für ein Jahr.
105 Euro kostet eine Nähmaschine für die Selbstständigkeit.
160 Euro kosten die Ausbildung zur Schneiderin und eine Nähmaschine.
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Du kannst auch per SMS spenden: Sende HANDELN an die Nummer 81190 und Du unterstützt mit 5 Euro Hilfsprojekte von terre des hommes.
Einkaufstipps
Hier die Verbraucherbroschüre »Konsum ohne Ausbeutung - Tipps für einen fairen Einkauf« zum Download:
Das Fairtrade-Siegel kennzeichnet Bekleidung, die aus fair gehandelter Baumwolle hergestellt wurde. Die Weiterverarbeitung (spinnen, weben, färben, nähen) unterliegt noch nicht den Fairtrade-Kriterien, doch erkennt TransFair die Zertifizierung der Betriebe an.
GOTS-gesiegelte Textilien sind aus biologisch angebauter Baumwolle oder anderen Naturmaterialien. GOTS prüft ökologische und soziale Standards wie die grundlegenden Arbeitsrechte und das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit in allen Produktionsstufen.
Cotton Made in Africa fördert den nachhaltigen Anbau und die Vermarktung afrikanischer Baumwolle. Bedingung ist, grundlegende Arbeitsstandards einzuhalten, darunter das Verbot von Kinderarbeit sowie Boden- und Wasserschutz und die Verminderung von Pestiziden.
www.cotton-made-in-africa.com
»Aktiv gegen Kinderarbeit« hat eine Liste mit Unternehmen erstellt, die unter anderem darauf geprüft wurden, ob sie eine Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit haben oder ihre Produktion daraufhin überprüfen.
Kein Siegel, sondern eine Stiftung: Die Fair Wear Foundation hat das Ziel, die Arbeitsbedingungen in der Kleidungs- und Textilindustrie zu verbessern. Unter anderem untersucht Fair Wear Modelabels darauf, ob mit Kinderarbeit produziert wird.
Muss es wirklich etwas Neues sein? Gerade Baby- und Kindersachen können besser auf dem Flohmarkt eingekauft werden. Die Sachen wurden häufig gewaschen und enthalten keine Schadstoffe mehr. Außerdem ist Second Hand meist günstiger und verbraucht keine neuen Ressourcen – an die Umwelt ist somit auch gedacht.